Von der Pandemie in die Endemie

Sehr geehrte Damen und Herren,

etwa zwei Jahre nach Beginn der Coronaviruspandemie scheinen wir in Schleswig-Holstein den Gipfel der Erkrankungswelle durch die Omikron-Variante überschritten zu haben. Wir sehen in der aktuellen Erkrankungswelle trotz hoher Fallzahlen nur relativ wenige schwere Erkrankungen. Dies ist sowohl der Immunität in der Bevölkerung durch Impfung und Vorerkrankung als auch der Charakteristik der Omikron-Virusvariante zu verdanken. Damit ist abzusehen, dass wir von der Phase der weltweiten Ausbreitung des Erregers in einer nichtimmunen Bevölkerung mit vielen schweren Krankheitsverläufen (Pandemie) in die Phase der Zirkulation des Virus in einer vorimmunisierten Bevölkerung ohne viele schwere Krankheitsverläufe (Endemie) eintreten.

Wir werden in Zukunft mit dem Coronavirus leben müssen und können. Natürlich wird weiter ein Risiko für vulnerable Gruppen wie sehr alte Menschen oder Patienten mit schweren Vorerkrankungen bestehen. Sie müssen wir schützen, beispielsweise durch konsequente Impfung dieser Personen, individuelles Tragen von Schutzmasken oder durch Teststrategien in Krankenhäusen und Altenpflegeeinrichtungen.

Für alle anderen Personen plädiere ich dafür, ohne lange Verzögerung sämtliche Infektionsschutzmaßnahmen im Rahmen eines “Freedom Day” zu beenden. Andere europäische Länder wie Dänemark und Großbritannien sind uns vorausgegangen. Ist dies mit Risiken verbunden? Sicherlich. Ich bin aber der Auffassung, dass die Kosten der Maßnahmen mittlerweile den Nutzen weit überschreiten. Als Hausarzt beobachte ich eine Zunahme von Depressionen, Ängsten, Vereinsamung und Alkoholmissbrauch. Als Bürger sehe ich eine Verarmung des gesellschaftlichen Lebens und der Kultur, eine Verödung der Innenstädte und nicht zuletzt eine Zunahme autoritärer Tendenzen in Gesellschaft und Politik.

Insbesondere das Wohl der Kinder und Jugendlichen muss jetzt endlich Priorität erhalten. Obwohl sie durch das Coronavirus kaum gefährdet sind, konnten sie sich nicht mit ihren Freunden treffen, mussten unproduktiven Onlineunterricht erdulden und konnten nicht zu ihrem Sport gehen. Noch immer müssen sie sich ständig anlasslos testen, den ganzen Unterrichtstag Maske tragen und sich gegebenenfalls mehrfach in Quarantäne begeben. Alle diese Maßnahmen müssen im Interesse der Kinder enden. Kinderärztliche Berufsverbände haben sich ähnlich geäußert https://www.bvkj.de/politik-und-presse/nachrichten/216-2022-02-16-aufruf-von-bvkj-dgpi-dgkh-dgpk-kommunikation-des-strategiewechsels-jetzt.

Ihr A. Krapalis



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